Ein Rückblick auf die bisherige Ball:Saison
Mit Start der diesjährigen Fußball-EM hat auch unsere Ball:Saison
begonnen. In diesem fairen Fußballgrätzl ging es uns darum, fairen Fußball für alle zu fordern und Bewusstsein für die immer noch großen Missstände zu schaffen, die es im Fußball auf sportlicher sowie gesellschaftlicher Ebene gibt. Ein zentrales Element, um dies zu erreichen, war unser „Fairer Kickertisch“. Dieser hat uns geholfen, unsere Inhalte zu präsentieren und soll für Menschen in und außerhalb des Grätzels als Symbol des offenen und diversen Fußballs stehen. Des Weiteren haben wir unsere eigenen Schilder für den fairen Fußball und beschreibbare rote und gelbe Karten entworfen. Auch unsere rote (Post)Karte dient dazu, Fußballbegeisterten unsere Inhalte näherzubringen.
Den Kick-Off hatten wir am 14. Juni, an dem gleichzeitig unser Straßenfest und das Auftaktspiel der Fußball-EM 2024 stattfanden. Am ersten Tag des fairen Fußballgrätzls hatten wir unser erstes, erfolgreich verlaufendes Kickerturnier, das von der Kabarettistin Christina Kiesler moderiert wurde. Ihr Kabarettprogramm „Nachspielzeit“ ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Natürlich fand die Nachbesprechung des ersten Tages auf ihrer selbst mitgebrachten Ersatzbank statt. Den zweiten großen Programmpunkt hatten wir am 18. Juni, als wir am Spieltag mit unserem fairen Tischkicker, den Schildern und Karten zum Public Viewing im Alten AKH gingen und Fußballfans mit unseren Inhalten versorgten. Auch beim Van Swieten Grätzelfest am 22. Juni waren wir vor Ort.
Leider gibt es viele Missstände im Fußball, weshalb wir unseren Fokus auf drei grundlegende Felder gesetzt haben.
Häusliche Gewalt: Zahlreiche Studien belegen, dass vor, während und nach Fußballspielen überdurchschnittlich viele Fälle häuslicher Gewalt an Frauen aufgezeichnet werden. Dabei spielt es auch keine Rolle, welches Team gewinnt. Diese Erkenntnis kommt für viele überraschend, da auch viele unserer Gesprächspartner:innen sich dessen nicht bewusst waren.
Queerfeindlichkeit: Queerfeindlichkeit ist im Fußball nach wie vor ein großes Thema. Sie reicht von queerfeindlichen Fußballgesängen, einem extrem heteronormativen Männerbild bis hin zur Tatsache, dass es bis heute kaum geoutete männliche Fußballer gibt. Ein Grund hierfür könnte die Ablehnung des Teams und der Fans oder sogar ein geringeres Einkommen sein. Um dieses Thema ausführlich zu diskutieren, hatten wir Clar Gallistl (dey/deren) in unserem fairen Fußballgrätzl zu Gast. Clar war an der Gründung der Fußballfans gegen Homophobie und der Frauenmannschaft von Rapid beteiligt. Wer Interesse an diesem Thema hat, kann sich neben unserem Interview auch „Mutproben“ von Thomas Hitzlsperger, einem geouteten ehemaligen Fußballer, durchlesen.
Rassismus: Wenn man sich heutzutage ein Spiel in einer Profiliga ansieht, könnte man fast meinen, der Rassismus im Fußball gehört der Vergangenheit an. Die Teams könnten sinnbildlich für eine diverse und offene Gesellschaft stehen. Doch wer die letzten Geschehnisse im Fußball verfolgt, weiß, dass es leider noch viel Rassismus im Fußball gibt. Hier gibt es unzählige Beispiele wie rassistische Fangesänge, rassistische Bemerkungen/Übergriffe gegen Spieler, ein Aufstieg des Nationalismus im Fußball und nicht zuletzt, wer in welchen Positionen, Funktionen und Rollen im Fußball vertreten ist. Um das Thema zu besprechen, hatten wir den Fußballtrainer Jamil Demba Sy bei uns zu Gast, welcher in seiner fußballerischen Laufbahn oft mit Rassismus konfrontiert war.
Zukunft und Ausblick:
Obwohl wir noch einen weiten Weg vor uns haben, um einen fairen Fußball für alle zu gestalten, sind wir optimistisch. Unser faires Fußballgrätzl hat gezeigt, dass es möglich ist, Bewusstsein zu schaffen und Diskussionen anzuregen. Es ist ermutigend zu sehen, wie viele Menschen sich engagieren und bereit sind, Veränderungen anzustoßen.
Die positiven Reaktionen und das wachsende Interesse an unserem Projekt sind ein klares Zeichen dafür, dass die Gesellschaft bereit ist, sich mit diesen wichtigen Themen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig haben wir bemerkt, dass es auch immer mehr Gegenreaktionen aus der Gesellschaft gibt, was zeigt, dass diese Diskussionen notwendig und relevant sind.
Gemeinsam mit anderen Organisationen wie „Fairplay“ und „StreetfootbALL“ möchten wir weiterhin daran arbeiten, den Fußball zu einem inklusiveren und respektvolleren Umfeld zu machen. Unsere nächsten Schritte beinhalten weitere Veranstaltungen und Aktionen, um das Bewusstsein für Fairness und Inklusion im Fußball weiter zu schärfen. Gemeinsam können wir den Fußball zu einem Ort machen, an dem jeder willkommen ist und sich sicher fühlt.