Donnerstag, 29.08.2024, - die Schulferien neigen sich dem Ende zu. Die Sommertemperaturen bleiben hoch. Im ASH Forum startet das Herbstprogramm mit dem Volxkino als Auftakt. Nicht wie bisher am Uni Campus Wien im Alten AKH, sondern im Schatten der Votivkirche im Rooseveltpark. Ein guter Platz für "Kino für Alle"!
Am Programm steht der französische Film und Quasidokumentation "Der Wert des Menschen" aus dem Jahr 2015 von Regisseur Stéphane Brizé. Filmvorführung und Gespäch mit Hannah Quinz reihen sich ein in die Veranstaltungen im Schwerpunktjahresthema Arbeit.
Im Film geht es um den Maschinisten Thierry Taugourdeau, der seine Arbeitsstelle verliert und mit über 50 Jahren arbeitslos wird. Er muss sich mit Umschulungen und Angestellten vom Arbeitsamt herumschlagen. Bei einem Bewerbungsgespräch über Skype wird ihm direkt gesagt, dass seine Chancen auf den Job schlecht stehen. Als er bei der Bank um einen Kredit bittet, wird ihm vorgeschlagen, seine Eigentumswohnung zu verkaufen.
Schließlich findet Thierry einen Job als Ladendetektiv in einem großen Supermarkt. Er hat mit einem alten Mann zu tun, der Fleisch stiehlt, weil er es nicht bezahlen kann. Er spioniert Angestellte aus, die Rabattmarken von den Kund:innen sammeln. Der Supermarkt möchte seine Angestellten reduzieren und sucht Kündigungsgründe.
Ein Film über die Härte der Arbeitswelt und die Arbeitslosigkeit. Einige unangenehme Szenen. Der Verkauf des Wohnwagens der Familie, um ein bisschen Geld zu bekommen, obwohl das Herz noch daran hängt. Der Suizid einer Supermarktangestellten, die ausspioniert wurde. Wie gestalten wir unsere Arbeitswelt(en) als Gesellschaft?
Soziologin Hannah Quinz ordnet im Gespräch die Szenen rund um das Thema Arbeitslosigkeit und speziell Langzeitarbeitslosigkeit ein:
- Drei Bedingungen führen zu Langzeitarbeitslosigkeit: Krankheit, das Alter (ab 45 Jahren!) und ein fehlender Pflichtschulabschluss.
- Langzeitarbeitslosigkeit führt nicht zu Revolte, sondern zu Resignation und bedeutet neben den finanziellen Einschränkungen, der sozialen Ausgrenzung und Stigmatisierung v.a. weitere psychische Belastung für die Betroffenen.
- Ein Großteil der Langzeitarbeitlosen ist nicht fit für den Ersten Arbeitsmarkt und die gängigen Maßnahmen des Arbeitsmarktservice greifen nicht.
Im Jahr 2020 startete in Niederösterreich, konkret in Gramatneusiedl, das Projekt MAGMA (Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal). Es ermöglichste für einen Zeitraum von 3,5 Jahren allen dort gemeldeten Langzeitarbeitslosen eine Arbeitsplatzgarantie mit Selbstbestimmung. Hannah Quinz und Jörg Flecker haben das Projekt und die positiven Auswirkungen auf die Menschen und die Gemeinde in der Begleitstudie "Marienthal.reversed - Eine Untersuchung zum Übergang aus der Langzeitarbeitslosigkeit" untersucht.
Wer Hannah Quinz dazu hören möchte, kann das in diesem Mediengespräch von Diskurs.Das Wissenschaftsnetz tun.
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Das Volxkino ist Teil des Alsergrunder Kultursommers 2024.
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